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Blick über die Dächer der Klinikgebäude (Bild: LWL)

Fachklinik für Therapie und Sicherung

Die Wilfried-Rasch-Klinik bietet 62 Behandlungsplätze für psychisch kranke Straftäter, die nach Paragraf 63 des Strafgesetzbuches (StGB) gerichtlich untergebracht wurden. Die forensisch-psychiatrische Fachklinik hat den gesetzlichen Auftrag der „Besserung und Sicherung“ ihrer Patienten.

Ziel ist es, die Patienten während der gesicherten Unterbringung so nachhaltig zu therapieren, dass sie in der Lage sind, wieder außerhalb der Forensik-Mauern zu leben, ohne erneut straffällig zu werden. Somit dienen sowohl die Mauern als auch die Therapie dem einen Ziel: Die Gesellschaft zu schützen.

Gesicherte Gebäudefassaden in warmer Backsteinoptik

Anfang 2006 ist unsere Klinik als erster neuer Standort im Zuge der Erweiterung des nordrhein-westfälischen Maßregelvollzuges eröffnet worden. Um dem hohen Bedarf an forensisch-psychiatrischen Plätzen gerecht zu werden, hat das Land noch im selben Jahr den ursprünglich auf 54 Plätze ausgelegten Neubau dauerhaft auf eine Platzzahl von 62 umgerüstet.

Der gesamte Gebäudekomplex ist als geschlossenes System angelegt: Nach außen liegen gesicherte Gebäudefassaden oder fünfeinhalb Meter hohe Mauern. Durch ihre Backsteinoptik in warmen Farbtönen passt sich die Wilfried-Rasch-Klinik in ihre Umgebung ein. Eine ausgeklügelte Pfortenanlage ist der einzige Zu- und Ausgang der Klinik. Sie ist rund um die Uhr besetzt und fungiert als Sicherheitsschleuse und Kontrollpunkt für Personen und Fahrzeuge.

Behandlungsangebot spezifisch zugeschnitten

Wir bieten zielgerichtete Therapieangebote für Menschen aus dem Großraum Dortmund, die aufgrund einer psychischen Erkrankung eine Straftat begangen haben. Unter unseren psychisch kranken Patienten finden sich Menschen mit Psychosen und Persönlichkeitsstörungen unterschiedlichster Ausprägung. Es werden ausschließlich männliche Personen aufgenommen.

Je nach Delikt- und Krankheitshintergrund (Indikation) werden die Patienten auf eine Wohngruppe der beiden Stationen mit dem passenden Therapie- und Betreuungsangebot verlegt. Zusätzlich beherbergt die Klinik zwei Reharäume mit reduziertem Sicherungsgrad für weit fortgeschrittene Patienten, die eine absehbare Entlass-Perspektive haben.

Therapie im multiprofessionellen Team

An der Therapie sind viele Berufsgruppen beteiligt, die sich im multiprofessionellen Team eng miteinander abstimmen und die einzelnen Behandlungsschritte gemeinsam planen. Unmittelbar in den Therapieprozess eingebunden sind die Beschäftigten der Pflege- und Erziehungsteams, das ärztliche und psychologische Personal, die Beschäftigten in der Ergotherapie und anderen Schwerpunkt-Therapien sowie das Sozialarbeitspersonal und das Lehrpersonal.

Unsere Beschäftigten sind das Rückgrat unserer Klinik – erst durch ihre qualifizierte Arbeit kann die Therapie ihre Schutzwirkung entfalten. Um eine fachgerechte und praxisbezogene Fort- und Weiterbildung zu ermöglichen, hat der LWL eine eigene Akademie für Forensische Psychiatrie (AFoPs) aufgebaut.

Externe und interne Kontrolle

Die Arbeit unserer Klinik wird regelmäßig von internen und externen Fachleuten überprüft. Zu den externen Kontrollinstanzen gehören eine jährliche, unangekündigte Überprüfung durch eine staatliche Besuchskommission sowie verschiedene Kontrollen durch das NRW-Gesundheitsministerium und das kommunale Gesundheitsamt.

Die zuständige Strafvollstreckungskammer überprüft in jährlichen Anhörungen mit jedem Patienten, ob die Fortdauer der Unterbringung gerechtfertigt ist. Außerdem werden alle drei Jahre und vor bestimmten Lockerungsentscheidungen externe Gutachten eingeholt.

Mit der LWL-Beschwerdekommission bieten wir ein neutrales Gremium, bei dem Patientinnen und Patienten sich in Bezug auf ihre Belange beschweren können. Die Beschäftigten der LWL-Beschwerdebearbeitung gehen jeder Meldung nach und klären die Situation mit allen Beteiligten.

Wilfried Rasch - Vordenker in Wissenschaft und Praxis

Der Maßregelvollzug in Westfalen-Lippe hat Wilfried Rasch viel zu verdanken. Der Berliner Professor für Forensische Psychiatrie legte bereits 1982 in seinem Gutachten “Krank und/oder Kriminell” den Grundstein für die Dezentralisierung und Modernisierung des Maßregelvollzuges in NRW.

Nicht nur die Wissenschaft, besonders auch die Praxis der Behandlung und Betreuung von forensischen Patienten lagen ihm am Herzen. Gemeinsam mit LWL-Fachleuten erarbeitete er in den 80er Jahren das erste Konzept für eine wegweisende sozialtherapeutische Fortbildung für Pflegefachkräfte, die viele Jahre erfolgreich eingesetzt wurde und inzwischen von einem Bachelorstudiengang abgelöst wurde.

In der Wilfried-Rasch-Klinik hat sein Dezentralisierungs-Gedanke einen ersten manifesten Ausdruck gefunden. Auch in seinem hohen Anspruch an eine qualifizierte Behandlung und eine gesicherte, aber humane Unterbringung von psychisch kranken Straftäter:innen ist sein Name Verpflichtung.